Liebe Mitglieder und Anschlussnehmer unserer Genossenschaft,
Nachdem doch viele Mitglieder aus Gründen der Covid 19 Pandemie an unserer Mitgliederversammlung nicht teilnehmen konnten oder verständlicher Weise nicht wollten, möchten wir als Vorstand nochmals allen kurz über den Stand unseres Nahwärmeprojektes in Böhringen berichten.
Das Jahr war neben dem laufenden Geschäft geprägt von der Herstellung weiterer
Anschlüsse und dem Bemühen die Versorgungssicherheit unseres Netzes zu erhöhen.
So betrug am Tag der Generalversammlung die Zahl der Anschlüsse 205 plus Schule u. Turnhalle,10 Gebäude wurden seit Anfang Oktober neu angeschlossen.
Damit haben wir 215 private Anschlüsse. Im Frühjahr 2021 sind ca. 15 weitere vorgesehen und laufend gibt es Anfragen. Zudem wird ein Teil der Vorratsanschlüsse aus dem Bauabschnitt II in absehbarer Zeit zum Anschluss kommen.
Die Mitgliederzahl hat sich von 248 auf 283 mit insgesamt 354 Geschäftsanteilen
erhöht. Dadurch hat sich die Eigenkapitalausstattung von 281 000 € auf 354 000 € deutlich verbessert. Somit werden wir auch immer mehr der Forderung des Prüfungsverbandes gerecht, der unsere Eigenkapitalausstattung bisher immer als
zu gering bemängelte.
Diese Eigenkapitalsteigerung ist auch ein Zeichen dafür, dass sich Anschlussnehmer, als auch Nichtanschlussnehmer mit unserer Genossenschaft verbunden fühlen, denn schließlich dient unser Projekt nicht nur dem Zweck eine günstige Heizung zu haben, sondern vor allem auch dem Ziel möglichst viel Heizöl und damit Kohlendioxid einzusparen.
Insgesamt können wir also feststellen, dass das abgelaufene Geschäftsjahr wieder sehr positiv verlaufen ist, die Liquidität war jederzeit gegeben und wir konnten unseren Schuldendienst problemlos bedienen und damit auch den Schuldenstand weiter reduzieren.
Dieses positive Ergebnis liegt vor allem daran, weil wir eine ausgesprochen schlanke, weitgehend ehrenamtliche und engagierte Verwaltung haben, was uns finanzielle Spielräume verschafft für notwendige Investitionen sowie Zins und Schuldentilgung.
Die immer wieder geäußerte Meinung, dass der wirtschaftliche Erfolg aus den Entgelten der Wärmelieferung stammt ist ein Irrtum, denn müsste man für all die Tätigkeiten, die Vorstand und Aufsichtsrat leisten Personal vorhalten, Fremdleistungen einkaufen oder Ingenieurleistungen fremd vergeben, wäre der Überschuss schnell aufgebraucht.
Nachdem das jedoch nicht so ist, können wir bis heute nicht nur günstige Anschlusspreise, sondern auch seit 6 Jahren einen sehr günstigen und stabilen Verbrauchspreis zum Vorteil unserer Anschlussnehmer halten. (Der Heizölpreis unterliegt dagegen laufenden Schwanken und hat beinahe wieder Höchstniveau erreicht und die neu eingeführte CO2 -Steuer belastet einen normalen Haushalt mit ca.160,00 €)
Unser günstiger Verbrauchspreis wird aus unserer Sicht auch auf absehbare Zeit zu halten sein, wenn wir als Genossenschaft zusammenhalten.
Aufgrund des erfolgreichen Jahres haben wir uns deshalb unter Berücksichtigung und sorgfältiger Abwägung unserer Mitgliedersituation entschieden alle Anschlussnehmer und Kapitalgeber mit einer maßvollen Dividende von 3% am Erfolg teilhaben zu lassen. Eine Rückvergütung schied für uns aus, da wir nach Möglichkeit alle Mitglieder einigermaßen gleich behandeln wollten. Denn Rückvergütung hätte für unsere kapitalgebenden Mitglieder, die den Vorteil einer günstigen Heizung nicht haben, keine Dividende bedeutet.
Die Verbesserung der Versorgungssicherheit hat uns im letzten Jahr sehr beschäftigt und nach einer Informationsfahrt des Vorstandes haben wir uns entschieden einen Heizcontainer mit einem Öl-Kessel zu erwerben der in der Lage ist bei Not- und Havariefällen eine ganze Heizzentrale zu ersetzen.
Allerdings hat es etwas gedauert bis wir wussten unter welchen rechtlichen Bedingungen wir diesen Kessel im Notfall betreiben dürfen.
Erst in den letzten Wochen hat uns das Landratsamt mitgeteilt, dass der Betrieb bei einer Betriebsdauer von max. 300 h/a und bei Einhaltung der geltenden Bestimmungen wie Immissionen, Brennstofflagerung etc. genehmigungsfrei ist.
Damit konnten wir nun mit der Installation beginnen. Die Betriebsbereitschaft dürfte voraussichtlich bis Ende Januar/Anfang Februar gegeben sein.
Allerdings wünschen wir uns ihn nie zu brauchen um unserem Ziel der höchstmöglicher Umweltfreundlichkeit gerecht zu werden.
Das große Überangebot an Holz, leider zum großen Teil durch Schäden in unseren Wäldern entstanden, haben wir genutzt um uns zu relativ günstigen Konditionen, für diesen und weitgehend für den nächsten Winter einzudecken.
Da das Holz ausschließlich aus den kommunalen u. staatlichen Wäldern von Römerstein und den angrenzenden Gemeinden kommt, bedeutet dies kurze Wege und damit kostensparende Transporte und ist damit sehr nachhaltig.
Aber auch für Privatwaldbesitzer waren wir zum Teil der letzte Notnagel in dieser schwierigen Situation.
Der Preis war fair, so dass beide Parteien zufrieden waren.
Diese für beide Seiten vorteilhafte Zusammenarbeit zwischen der NER, dem Forst und den kommunalen und privaten Waldbesitzern wollen wir auch zukünftig fortsetzen.
Wie geht es nun weiter im neuen Jahr?
Wir hoffen, dass die Notheizung zur Verbesserung der Versorgungssicherheit noch in diesem Winter fertig wird und anschließend werden wir dann sobald es die Witterung erlaubt die Herstellung der neu geplanten Hausanschlüsse angehen und in Betrieb nehmen.
Im Bauabschnitt I werden wir die Wärmezählerauswechslung vornehmen und die Übergabestationen überprüfen.
In diesem Zusammenhang möchten wir nochmals darauf hinweisen, eine extra Aufforderung erfolgt noch, das Heizwasser im Sekundärkreislauf zu prüfen, ob es vertragsgemäß aufbereitet ist um Schäden an den Wärmetauschern zu vermeiden.
Wie Sie sehen, steht auch im neuen Jahr einiges an und wir wollen jetzt schon darum bitten, dass Sie uns bei unserem gemeinsamen Vorhaben weiterhin unterstützen damit unser Projekt in jeder Hinsicht weiterhin erfolgreich bleibt.
Für die Unterstützung des Aufsichtsrates, der Geschäftsstelle, unseren beiden Wärmlieferanten und das entgegengebrachte Vertrauen und Verständnis aller Beteiligten möchten wir uns bedanken und wünschen Ihnen allen mit ihren Familien ein gutes, erfolgreiches und möglichst von Normalität geprägtes Jahr 2021 und bleiben Sie gesund!
Ihre „NER“
Neue Energie Römerstein e.G.
C. Class H. Roth H. Sigel
Der Vorstand
Regionale Energien nutzen und Klima schützen!
Nachhaltig Zeichen setzen mit unserem Bioenegiedorf!
Durch das Angebot von 2 Biogasanlagen die Abwärme aus diesen nutzbar zu machen, wurde das Projekt ins Leben gerufen! Nach zwei Bürgerversammlungen kam es am 31.Januar 2013 zur Gründung der Bürgergenossenschaft „NER“ Neue Energie Römerstein e.G. Die Genossenschaft beauftragte das Ing.-Büro Fritz Planung GmbH (Bad Urach) mit der Konzeptentwicklung und Vorplanung. Die Ergebnisse dieser Machbarkeitsstudien waren positiv, damit konnte das Nahwärmeprojekt gestartet werden. Inhalt des Nahwärmeprojektes ist die Nutzung der freien Wärmeleistung der dorfnahen Biogasanlage (Inbetriebnahme 2009, 378 kWel, 472 kWth, davon ungenutzt 338 kWth) für eine kostengünstige und umweltfreundliche Wärmeversorgung von möglichst vielen Wohnhäusern in den beiden Wohngebieten „Über -Berg“ und „Höhe“, die in ihrer Ausdehnung fast bis zur Biogasanlage reichen. Um das Wärmeangebot der Biogasanlage aus der Kraftwärmekopplung möglichst weitreichend zu nutzen werden für die Mittellast und Volllast zusätzlich zwei Hackschnitzelkessel (je 400 kW) installiert; die Hackschnitzel für deren Betrieb stammen aus der Sammlung von örtlichem Baum- und Strauchschnitt und Waldrestholz aus den lokalen Wäldern. Mit der Kombination aus Wärme der Biogasanlage und den zwei Holzhackschnitzelkesseln sind Versorgungssicherheit und Spitzenlastdeckung gewährleistet.
Die Ausdehnung des Nahwärmenetzes orientiert sich an der Reichweite der KWK-Wärme und der lokal kostengünstig verfügbaren Hackschnitzelmengen. Der Nahwärmeabsatz ist durch Wärmelieferungsverträge mit den Hausbesitzern abgesichert. Mit dem Bau des Nahwärmenetzes und der Heizzentralen wurde im Juni 2014 begonnen. Das Projektziel, nachhaltig die Energiekosten zur reduzieren, wird durch die Umstellung auf wirtschaftlich kalkulierbare Energiepreise für regenerative regionale Brennstoffe erreicht und dient damit dem Ressourcen- und Klimaschutz.
Im Dezember 2009 hat die LEW Loserhof Energie u. Wärme GbR in der Strohweiler Straße eine Biogasanlage in Betrieb genommen, die neben Strom auch erhebliche Mengen an nicht genutzter Abwärme erzeugt. Um diese Abwärme zur Beheizung von umliegenden Wohnhäusern zu nutzen, gründete sich im Juli 2012 ein Arbeitskreis (Hans Sigel, Christian Class, Rainer Buck u. Christoph Loser) um dieses Ziel zu erreichen. Nachdem das Interesse von Hausbesitzern groß war diese Wärme zu nutzen, wurde nach entsprechender Vorbereitung durch Infoveranstaltung und Besichtigungsfahrt am 13.01.2013 die „NER“ Neue Energie Römerstein e.G.“ gegründet.
Mit Hilfe des Energieberaters u. Gutachters Dipl.-Volkswirt Lohrmann Bad Säckingen und einem Planungsbüro wurde eine Wirtschaftlichkeitsberechnung u. eine Machbarkeitsstudie erarbeitet. Nach Sicherstellung der Förderung u. Finanzierung wurde im April 2014 mit den Bauarbeiten des 1. Bauabschnitts begonnen. Dieser umfasste die Verlegung von ca. 6 km isolierten Stahlrohrleitungen, 1 Heizzentrale mit 2 Stück 400kw/h Heizkesseln von Heizomat sowie einen Lagerschuppen für die Hackschnitzel. Am 11.11.2014 konnte dann der Betrieb mit den ersten Gebäuden aufgenommen und der 1. Bauabschnitt im September 2015 abgeschlossen werden. Die Zahl der Anschlüsse im 1. Bauabschnitt betrug ca. 100 Gebäude. Nach diesem erfolgreichen 1. Bauabschnitt wurde der Wunsch der Bevölkerung laut einen weiteren Bauabschnitt, vor allem in der Ortsmitte, zu realisieren.
Nachdem auch hier die Wirtschaftlichkeit geprüft war und die „NER“ die Gemeinde mit allen öffentlichen Gebäuden als Anschlussnehmer gewinnen konnte, begann der Bau des 2. Bauabschnitts mit einer weiteren Heizzentrale an der Turnhalle und zusätzlichen 5,7 km Wärmeleitungen sowie die Einbindung der 2. Biogasanlage vom Aussiedlerhof Loser Elbeweg im September 2016. Rechtzeitig vor Wintereinbruch konnte die 2. Heizzentrale und der Anschluss von einigen Hausanschlüssen in Betrieb gehen. Im September 2017 konnte der 2. Bauabschnitt weitgehend fertiggestellt werden, so dass Ende 2017 ca. 200 private Gebäude und alle kommunalen Gebäude versorgt werden konnten.
Zurzeit ist die „NER“ dabei im Rahmen eines 3. Bauabschnittes und ihrer energetischen Möglichkeiten weitere Hausanschlüsse zu realisieren. Nach Abschluss dieser Baumaßnahmen und Bau eines ölbefeuerten Redundanzkessels für Not- und Havariefälle werden ca. 250 Gebäude und alle öffentlichen Gebäude am Netz sein.
Derzeit hat die Genossenschaft 283 Mitglieder mit insgesamt 354 Geschäftsanteilen. Dank ihrer schlanken und damit kostengünstigen Verwaltung schreibt die „NER“ seit 2017 schwarze Zahlen und konnte 2020 erstmals eine Dividende von 3% ausschütten.
Hans Sigel - Bürgermeister a. D
Christian Class - Dipl. Ing. (FH) Elektrotechnik
Hans Roth - Dipl. Betriebswirt (FH)
Dieter Haubensack (Aufsichtsratvorsitzender)
Birgit Schmauder (sellvertretende Aufsichtsratvorsitzende)
Tanja Hirsch
Rainer Buck
Horst Lamparter
Lars Schwenke
Dagmar Hermann